Das Grollen vom Wilden See

Der Wilde See in den Pfunderer Bergen hält, was sein Name verspricht, und dies in mehrfacher Hinsicht. Auf einer Höhe von 2.538 m ü. d. M. gelegen, zeigt er sich zu jeder Jahreszeit berauschend schön in einer weitgehend unberührten Südtiroler Berglandschaft. 

Warum ich den Wilden See so liebe…

Seit meiner Kindheit kenne ich den See. Und dennoch überrascht er mich stets aufs Neue. Im Juni erwarten mich meist noch schwimmende Eisschollen auf dem grünblauen und eiskalten Wasser. Vereinzelt liegen Schneefelder an den Hängen des Seeufers. Im Hochsommer hingegen spiegeln sich die umliegenden Berge, darunter die mächtige Wilde Kreuzspitze, auf der stillen Wasseroberfläche. 

Spuren des Winters: Eisschollen und Schneereste
Der Wilde See mit der Wilden Kreuzspitze im Hintergrund

Ewige Verdammnis im eiskalten Wasser

Nicht immer jedoch zeigt der Wilde See sein freundliches Gesicht. Wenn sich das Wasser dunkel färbt und die ersten Wolken zwischen den Bergen hängen, dann wird es unheimlich am See. Der Wind wirbelt als Vorbote des Gewitters die stille Wasserfläche auf, und ich glaube es tatsächlich zu hören: das sagenhafte Grollen des Wildes Sees. 

All die Geschichten von früher sind plötzlich wieder da. Die Sage vom Mörder aus Schabs, der seit der Zeit der Tiroler Kriege gegen die Franzosen im eiskalten Wasser des Sees die „Kalte Pein“ erleidet. Oder die Erzählungen von unehrlichen Sennern, die mit Wasser die Milch verdünnten und zur Strafe hierher verbannt wurden. Aus der Tiefe des Sees steigt ihr Grollen empor. Es ist höchste Zeit für den Abstieg! 

Dunkles Wasser und graue Wolken – kurz darauf kam der Hagel.

Murmeltiere und blühende Wiesen

Nicht nur der Wilde See selbst in ein lohnendes Wanderziel. Schon der Aufstieg ist äußerst abwechslungsreich. Ausgehend von der Fane Alm, einem kleinen Almdorf auf 1.739 m oberhalb von Vals, führt mich der Weg zunächst durch eine urige Felsenschlucht, die so genannte Schramme. Aus dem kleinen Steig meiner Kindertage ist inzwischen ein breiter, gesicherter Weg geworden, der sich bis zur Labisebenalm hinzieht. Dahinter schlängelt sich ein Steig durch grüne Wiesen nach oben. Nur auf den letzten Metern bis zum Wilden See geht es neben mir steil nach unten – eine Passage, die jedoch durch ein Drahtseil gesichert ist. 

Ein neugieriges Murmeltier

Ganz alleine bin ich auf dem Weg nach oben selten. Auch wenn ich nicht jedes Mal ein Murmeltier zu Gesicht, geschweige denn vor die Kamera bekomme – hören kann ich ihre schrillen Warnpfiffe allemal. Sie allein durchbrechen die Stille in den Pfunderer Bergen.

Der Weg zum Wilden See führt durch die Schramme, eine Felsenschlucht oberhalb der Fane Alm.

Zum Weiterlesen

Hanspaul Menara / Josef Rampold, Südtiroler Bergseen. Ein Bildwanderbuch, Bozen 1974 (Verlagsanstalt Athesia Bozen) 


Wandermöglichkeiten zum Wilden See

Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Wilden See ist die Fane Alm in Vals. Der Aufstieg von der Fane Alm (1.739 m) über die Labisebenalm (2.138 m) zum Wilden See (2.538 m) dauert etwa zweieinhalb Stunden. Die Zufahrt zum Parkplatz wenige hundert Meter vor der Fane Alm ist nur morgens und abends möglich. Tagsüber verbindet ein kostenpflichtiger Shuttlebus den Parkplatz am Talschluss mit der Fane Alm.

Variante für den Abstieg: Vom Wilden See aus ist auch eine Rückkehr über den Marblsee und einen steilen Abstieg über die Aschila-Alm zur Fane Alm möglich.

Verlängerungen der Tour: Wer die Tour je nach Wetterlage und eigener Kondition verlängern möchte, kann vom Wilden See aus zum Rauhtaljoch aufsteigen und an der Rückseite des Jochs über die Brixner Hütte zur Fane Alm zurückkehren. Vom Rauhtaljoch führt außerdem ein Steig auf die Wilde Kreuzspitze (3.132 m).

Exakte Beschreibungen der verschiedenen Touren mit den Markierungsnummern der Wege, mit Angaben zum Höhenprofil und zu den Gehzeiten findest Du auf der Seite alpenvereinaktiv.com des DAV, ÖAV und AVS.

Für aktuelle Auskünfte zum Parkplatz in Vals, zu den Fahrtzeiten und Kosten des Shuttledienstes zur Fane Alm, zu den Einkehrmöglichkeiten und Öffnungszeiten der Berghütten oder zur Beschaffenheit der einzelnen Wege wende Dich an das Informationsbüro der Ski- und Almenregion Gitschberg Jochtal (gitschberg-jochtal.com).

Haftungsausschluss: Alle Angaben zur Wanderung wurden sorgfältig geprüft. KulturSuedtirol übernimmt keine Haftung für Unfälle oder die Richtigkeit der Angaben. Die Verwendung der von KulturSuedtirol bereit gestellten Informationen erfolgt auf Risiko jedes einzelnen Wanderers. KulturSuedtirol empfiehlt jedem, sich vor Beginn der Tour selbst über die aktuellen Wetterverhältnisse und den Schwierigkeitsgrad der Wanderung zu informieren und selbst einzuschätzen, ob die geschilderte Wanderung der eigenen Kondition und Erfahrung entspricht.


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