KulturSüdtirol: Wie erlebst Du die momentane Situation und was hat sich für Dich in den vergangenen Monaten geändert?
Yvonne Peer: Die momentane Situation ist weiterhin sehr komplex und bringt für viele Menschen unterschiedlichste Schwierigkeiten, viele davon leider, aus gesundheitlicher, sozialer und finanzieller Sicht, sehr gravierend.
Auch für mich hat es durch die Pandemie einige Veränderungen gegeben. Was ich zunächst als äußerst bittere Pille empfand, um es milde auszudrücken, stellte sich mit der Zeit aber als Möglichkeit heraus, beruflich einen etwas anderen Weg einzuschlagen und dabei auch Neues dazuzulernen und auszuprobieren.
Seit Jahren gab es da so eine Idee, die mich immer wieder mal beschäftigte. Bisher hatte ich allerdings immer das Gefühl, diese Idee in meine persönliche Schublade der „Spinnereien“ oder „Luftschlösser“ verstauen zu müssen.
Im Spätsommer 2020 entschloss ich mich aber dazu, diese „Luftschlösser“ aus der Schublade zu holen und dort stattdessen, meine Zweifel und die „Das klappt doch nie – Gedanken“ hinein zu verbannen.
Jetzt arbeite ich als Geschichtenerzählerin von zu Hause aus und erstelle personalisierte Geschichten, Gedichte und andere Texte für meine Klienten. Zu meinen Kunden gehören Privatpersonen, ich arbeite aber auch für öffentliche Projekte im kulturellen und sozialen Bereich.
Dabei versuche ich mich auch schon konkret auf die Zeit nach der Pandemie vorzubereiten, um meine Projektideen und Projektangebote dementsprechend ausweiten zu können.
Was gibt Dir Kraft bzw. was motiviert Dich?
Mich auf Menschen, Dinge und Aspekte im Leben zu konzentrieren, die mir wichtig sind und die mir gut tun, das gibt mir sehr viel Kraft: Familie, Freunde, meine Arbeit und die Natur.
Was beschäftigt dich gerade besonders?
Ich frage mich manchmal, ob wir es als Gesellschaft wirklich schaffen werden, aus dieser Pandemie zu lernen und unsere Erfahrungen dazu nutzen werden, um GEMEINSAM eine „gesündere“ Welt zu schaffen. Wirtschaftlich, ökologisch, sozial, und politisch gesund. Werden wir offen und fähig sein, die notwendigen Veränderungsprozesse dafür in Gang zu setzen? Für einen gleichberechtigten, nachhaltigen Zugang zu Ressourcen. Für eine Gesellschaft, in welcher moderne und auch längst vergessene bzw. verlernte ganzheitliche Erkenntnisse diesen Planeten und seine Lebewesen schützen und vielleicht sogar retten; auch jene zweibeinigen Lebewesen, die sich das Desaster (nicht nur „Covid“) doch eigentlich selbst eingebrockt haben.
Ein konkreter Tipp oder eine konkrete Empfehlung für unsere Leserinnen und Leser?
Mit Tipps ist das immer so eine heikle Sache, besonders in Krisenzeiten. Was für den einen gut klappt, erweist sich für den anderen vielleicht als totaler Reinfall.
Besonders in einer Krise wie dieser, sollten wir jedoch, so finde ich, Ideen und Projekte nicht einfach in einer Schublade vergammeln lassen. Vielleicht gibt es unter diesen Ideen ja welche, die sich mit den bereits vorhandenen, eigenen, individuellen oder vereinten Ressourcen und Fähigkeiten, mit viel Kreativität und Fantasie, umsetzen lassen.
„Versuchen“ bedeutet für mich immer, sich irgendwo „weiterzuentwickeln“, auch dann, wenn man scheitert. Am Ende hat man doch etwas dazugelernt, kann es besser machen oder einen anderen Weg einschlagen.
Wie (positiv oder negativ) blickst Du in die Zukunft? Warum?
Was die Zukunft bringt, steht in den Sternen. Wenn wir aber bereit sind, aus unseren Fehlern zu lernen und uns von humanistischen Ansätzen im Leben leiten lassen, dürfen wir insgesamt recht zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Früher oder später nimmt diese Pandemie ein Ende. Wann das sein wird, wissen wir ja nicht. Was wir aber jetzt schon tun können, ist, uns konkret zu überlegen, wie wir unser Leben „nachher“ gestalten wollen und was uns im Leben wirklich wichtig ist. Mit Sicherheit lassen sich einige Elemente davon sogar jetzt schon umsetzen!
Ich selbst versuche, so realistisch wie notwendig und so optimistisch, wie möglich in die Zukunft zu blicken, für mich und die Menschen, die mir nahe stehen.
Über Yvonne Peer
Geschichtenerzählerin und Sozialpädagogin aus Kurtatsch.
Schreibt personalisierte Geschichten, Gedichte und andere Texte. Und lässt Luftschlösser Realität werden. Wie schön!
Weitere Informationen zu ihrer Tätigkeit, sowie Erzählungen zum Stöbern und Mitverfolgen, befinden sich übrigens auf der Website https://storiae.org und Instagram @y.peer_storiae