„Das plastische Bild“: Sonya Hofers ganz eigener Zugang zu den Dolomiten

„Die  Ausstellung im Stadtmuseum Klausen zeigt“, so Johanna Bampi bei der Eröffnung, „welche Kraft und Magie von Sonya Hofers Kunst ausgeht. Wir können sie, nach mehreren Lockdowns, endlich wieder persönlich, direkt und ganz dreidimensional erleben und erfahren.“

Eine Ausstellung mit Überraschungen

Dreidimensional im wahrsten Sinne des Wortes sind auch Sonya Hofers neue Werke. Arbeiten aus Ton. Reliefs mit Berglandschaften. Gedämpfte Farben. Sonya Hofer, eine Meisterin im Umgang mit kräftigen Farben, ist vor allem für ihre farbenfrohen Gemälde und den schwungvollen Pinselstrich bekannt. Nun hat sie einen ganz neuen Weg eingeschlagen und aus Freude am Experimentieren eine neue Technik und ein neues Material für sich entdeckt: Sie modelliert Muscheln und Schnecken, ja sogar Berge und Landschaften aus Ton.

Begonnen hat alles in den Dolomiten. Schroffe und zerklüftete Felsen, markante Bergspitzen und der Wechsel von Licht und Schatten. Sonya Hofer haben die Dolomiten zunächst zum Gestalten von überdimensionalen Muscheln und Schnecken inspiriert. Groß sind sie, strahlend und von einer so faszinierenden Haptik, dass man sie am lieben berühren, erfühlen möchte. Als Fossilien sind sie noch heute vereinzelt in den Bergen zu finden. Sie sind Spuren von Lebewesen, die vor Millionen von Jahren in den Bergen, damals von riesigen Meeresflächen bedeckt, lebten.

Einblick in die Ausstellung

Berglandschaften aus Ton 

In der aktuellen Ausstellung im Stadtmuseum Klausen zeigt die Künstlerin ihre neuesten Werke: Reliefs mit Berglandschaften. Sonya Hofer modelliert ihre Berge aus Ton, der aus verschiedenen Gebieten kommt und seine eigene Farbe mitbringt. „Jeder Ton“, sagt sie, „hat eine andere Konsistenz, fühlt sich anders an und hat vor allem seine ganz eigene Farbe.“ Ihre Berglandschaften leben von der unterschiedlichen Farbigkeit des Tons. Durch den Brennvorgang kann es zu Spannungen und somit zu Rissen in den Reliefs kommen. Sie werden ganz bewusst als Gestaltungselemente belassen. „Die Farbpalette der Künstlerin,“ so Johanna Bampi bei der Eröffnung der Ausstellung,„hat sich, bedingt durch das Material geändert. Sie ist zarter und weicher geworden.“

Und weiter: „Neben  Farbigkeit und Haptik spielt das Licht für viele Reliefs eine essentielle Rolle. Berglandschaften, in monochromen Weiß- und hellen Sandtönen, werden durch das Licht zum Leben erweckt. Den echten Bergen gleich gewinnen sie Plastizität dank des spannenden Spiels von Licht und Schatten und scheinen darüber hinaus ein eigenes Leuchten zu entwickeln.“

Sonya Hofer und Johanna Bampi

Die Dolomiten und ihre Sagenwelt

Die Berge der Dolomiten erscheinen im Laufe des Tages in unterschiedlicher Farbigkeit. Beim Sonnenaufgang und abends, beim Untergang der Sonne, präsentieren sie sich in warmen Farben, in leuchtenden Orange- und Rottönen, ja sogar in violett. In der Mittagssonne wirken sie bleich, im Mondlicht kalt und unnahbar. Dieses einzigartige Phänomen, auch „Enrosadira“ genannt, erklärt sich aus der besonderen Struktur und Zusammensetzung des Gesteins, das seinen Namen dem französischen Geologen Déodat de Dolomieu verdankt.

Was heute als naturwissenschaftliches Phänomen erklärbar ist, war für die Bewohner der Dolomitentäler Inspiration für Geschichten, die von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurden und Geheimnisvolles zu deuten suchten. Der reiche Schatz an Dolomitensagen zeugt noch heute von der Faszination, aber auch von den Gefahren, die von den Naturschauspielen in den Bergen ausgingen. Auch für Sonya Hofer sind die Dolomitensagen eine Quelle der Inspiration. Dies zeigen ihre Werke im Stadtmuseum von Klausen, und noch eindringlicher jene, die sie derzeit in der Franzensfeste ausstellt.

Bergwelten: massiv und fragil

In ihren Reliefs strebt Sonya Hofer keine exakte Abbildung der Dolomiten an. Der Berg ist ein facettenreiches Motiv, das sich in seiner gesamten Dimension ohnehin kaum fassen lässt. Das Thema „Berg“ und wie wir damit umgehen, regt auch zum Nachdenken an. Häufig setzt Sonya Hofer ihre Reliefs aus mehreren Platten zusammen. Gebrochene Bilder, die vielleicht auf die Vergänglichkeit der Berge verweisen, die nur scheinbar unerschütterlich in der Landschaft stehen und von Naturereignissen, wie Felsstürzen, geprägt werden.

Die tönernen Reliefs von Sonya Hofer stehen zwischen Beständigkeit und Zerbrechlichkeit und führen den Zauber der ephemeren Naturschönheiten vor Augen. 


„Sonya Hofer. Das plastische Bild“ – Ausstellung im Stadtmuseum Klausen

Die Ausstellung im Stadtmuseum Klausen ist bis zum 21. August 2021 geöffnet, und zwar von Dienstag bis Samstag jeweils von 9.30 – 12 Uhr und von 15.30 – 18 Uhr. An Sonntagen, Montagen und Feiertagen bleibt das Museum geschlossen. Aktuelle Informationen gibt es auf der Website des Stadtmuseums Klausen.

Einen Einblick in das Schaffen von Sonya Hofer gibt die Website der Künstlerin.