Aus Marmor gehauen: Oskar von Redwitz in Meran

Meran hat immer Saison. Selbst an heißen Sommertagen laden schattige Plätzchen in den großen und kleinen Parkanlagen der Passerstadt zum Verweilen ein. Mitunter in Gesellschaft und immer wieder buchstäblich im Schatten marmorner Persönlichkeiten. 

Eine Büste aus weißem Marmor im Schillerpark

In Obermais verbindet ein kleiner Park die Cavourstraße mit der Schafferstraße: der Schillerpark. Hier sitzen noch Meranerinnen und Meraner, bei einem Gespräch oder über einem Buch. Andere nutzen den Park als schattigen Durchgang und tragen ihre Einkäufe vom Brunnenplatz nach Hause. 

Hier im Schillerpark steht die Marmorbüste eines Mannes, der gedankenverloren in die Ferne zu blicken scheint. Wie viele in dem Bärtigen wohl Friedrich Schiller vermuten? Doch in den Sockel ist sein Name gemeißelt: „Oscar Freiherr von Redwitz“.

Das Denkmal für Oskar von Redwitz im Schillerpark von Meran

Wer war Oskar von Redwitz? 

Der Name Oskar von Redwitz ist mir zum ersten Mal hier im Schillerpark begegnet. Von allen Werken des Schriftstellers kenne ich nur eines – das von Franz Liszt vertonte Gedicht „Es muss ein Wunderbares sein / Ums Lieben zweier Seelen“. Oskar von Redwitz teilt sein Schicksal mit vielen Künstlern des 19. Jahrhunderts: zu Lebzeiten gerühmt ist er heute nahezu vergessen.

Oskar von Redwitz und Meran 

Im Jahr 1872 ließ sich Oskar von Redwitz (1823–1891) in Meran nieder und erwarb eine Villa in Obermais, die er „Schillerhof“ nannte. Er selbst war alles andere als ein Unbekannter: mit seinen Gedichtbänden und Dramen konnte der fast 50-Jährige auf zahlreiche Erfolge zurückblicken. Seine Meraner Villa wurde zu einem Ort des geistigen Austausches mit Künstlern und Literaten. 

Als Oskar von Redwitz am 6. Juli 1891 in einem Sanatorium bei Bayreuth verstarb, schrieb die „Meraner Zeitung“ in einem Nachruf: „Mit Wohlwollen und regem Interesse hat Oskar v. Redwitz stets das Emporblühen Merans verfolgt.“ (Meraner Zeitung, Nr. 154, 10.07.1891, S. 2) Die Villa Schillerhof in der Cavourstraße schräg gegenüber dem Schillerpark steht noch heute. 

Abstandsregel eingehalten, auch gegenüber dem Freiherrn

Ein Denkmal für einen umschwärmten Dichter

Die Initiative für das Denkmal ging von einigen adeligen Damen aus. Sie gründeten ein Komitee und sammelten eifrig Spenden. Die treibenden Kräfte für das Projekt waren eine Gräfin zu Castell und eine Baronesse von Schleinitz. Als Schirmherrin ihres Projektes gewannen sie Maria José von Braganza, die zweite Gemahlin von Herzog Karl Theodor in Bayern und Schwägerin von Kaiserin Elisabeth. 

Am 23. Oktober 1894 wurde das neue Denkmal in der Elisabeth-Anlage im Beisein von Honoratioren und Mitgliedern der Familie von Redwitz enthüllt. (Meraner Zeitung, 24.10.1894, Nr. 127, S. 2-3)

Elisabeth-Anlage? Schillerpark? Wie in vielen Städten wechselten auch in Meran zahlreiche Straßen, Plätze oder Parks im Laufe von mehr als 100 Jahren ihre Namen. Doch in diesem Fall steht tatsächlich ein Ortswechsel dahinter. Ursprünglich befand sich das Redwitz-Denkmal nämlich in der Grünanlage vor dem heutigen Hotel Adria an der St.-Georgen-Straße. 

Caspar von Zumbusch: der Künstler hinter dem Denkmal

Anders als die meisten Denkmäler steht die Büste von Redwitz auf Augenhöhe zum Betrachter. An der Rückseite entdecke ich die teils verwitterte Signatur des Künstlers: „C. v. ZUMBUSCH 1894“. So bekannt wie Redwitz im 19. Jahrhundert war, so berühmt war auch dessen Freund und Schöpfer des Denkmals, der Bildhauer Caspar von Zumbusch (1830–1915), der das Denkmal aus weißem Laaser Marmor schuf. 

Caspar von Zumbusch schuf Zeit seines Lebens zahlreiche prestigeträchtige Denkmäler, darunter das Denkmal für Kaiserin Maria Theresia zwischen dem Kunsthistorischen und dem Naturhistorischen Museum in Wien oder jenes für König Maximilian II. in der Maximilianstraße in München. 

Und was ist mit Gossensaß?

Genau. Nicht nur Meran besitzt ein Oskar von Redwitz-Denkmal. Auch in Gossensaß erinnern der Redwitzplatz und eine Bronzebüste von Friedrich Beer (1846–1912) aus dem Jahr 1892 an den deutschen Dichter, der seine Sommerfrische gerne in dem kleinen Dorf südlich des Brenners verbrachte. 


Fotonachweis: Alle Aufnahmen stammen von Johanna Bampi und Benjamin Zwack.


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